Kaffeeklatsch mit
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Kaffeeklatsch mit: Inka

Kaffeeklatsch mit… soll einen festen Platz bei Fernweh und so bekommen. Ich möchte interessante Menschen interviewen, die tolle Geschichten zum großen Thema Reisen zu erzählen haben. Wenn ihr auch jemanden kennt, der sein Erlebtes unbedingt mit uns Reiselustigen und Fernwehgeplagten teilen sollte, dann freue ich mich über eure Vorschläge.

Heute steht mir Inka Rede und Antwort. Sie hat sich im letzten Jahr einen sehr großen Traum erfüllt und eine lange Reise erlebt, die durch einen glücklichen Zufall noch ein wenig länger wurde, als ursprünglich geplant.

Inka vor der Überfahrt in die Antarktis

Fernweh und so: Einige meiner Leser werden dich und deinen Blog sicher schon kennen. Für alle, die es nicht tun, wäre es super, wenn du euch beide kurz vorstellen könntest.

Inka: Ich bin Inka und blogge seit letztem Jahr auf blickgewinkelt.de. Das Blog entstand wie so häufig aus der Idee, auf einer großen Reise meine Lieben daheim auf einem einfachen und unfacebookmäßigen Weg mit Informationen zu versorgen. Außerdem fand ich ein Blog als Tagebuch-Idee toll, um meine Bilder und Gedanken von meiner Reise zu ordnen. Noch vor der Reise habe ich dann das Bloggen für mich entdeckt – und viele andere, tolle Blogs.
Mittlerweile geht es um die großen und kleinen Entdeckungen, auf Reisen und im Berliner Alltag, immer mit meiner Kamera Emma an der Hand, denn Fotografieren ist eine meiner Lieblings-Zeitverschwendungen.

Fernweh und so: Ein großes Thema auf deinem Blog ist deine BigTour. Wie sah deine Reiseroute aus?

Inka: Ich bin mit dem Mann und einer netten Truppe nach Santiago de Chile geflogen und die ersten drei Wochen durch den Norden Chiles, die Atacama-Wüste und das Altiplano in Bolivien gereist. Anschließend bin ich alleine weiter runtergereist bis nach Feuerland, den ganzen Weg über Land durch Argentinien und Chile und Patagonien, was ursprünglich mein eigentliches Ziel gewesen war, mit den ganzen Highlights wie dem Fitz Roi, Perito Moreno Gletscher, Torres del Paine, wo ich unbedingt trekken wollte. Ungefähr 2.400 Kilometer per Bus – da sitzt man ganz schön seinen Hintern platt. Der krönende Abschluss war dann eine Schiffstour in die Antarktis.

Inkas Lieblingsbeschäftigung: Trekken

Fernweh und so: Was hat dich zu dieser langen Reise in ferne Länder gebracht?

Inka: Wenn ich das erzähle, glaubt mir immer keiner, weil diese Geschichte irgendwie völlig beknackt klingt. Erstmal wollte ich unbedingt eine längere Reise unternehmen und mir damit einen Traum vom Reisen erfüllen, also nicht “Kurzurlaub machen” sondern richtiges Reisegefühl haben. Da ich eine leidenschaftliche Trekkerin bin, stand nach einiger Recherche der Torres del Paine als ein Ziel fest, also Südamerika. Als mir dann eine Freundin in Aussicht stellte, günstig auf ein Schiff in die Antarktis zu kommen, wo sie arbeitet, war die Sache natürlich klar: Patagonien und Antarktis. Geplant waren zu dem Zeitpunkt ca. 2 Monate Anfang 2013.

Als ich dann Bescheid bekam, dass ich in einem Fotowettbewerb von Globetrotter eine Reise nach Chile und Bolivien im November 2012 gewonnen habe, bin ich vor Überraschung fast umgekippt. Das war der absolute Hammer! Der Mann und ich lachen heute noch, wenn wir an das Telefonat denken, in dem ich versucht habe, ihm das mitzuteilen. Aus mir sind vor Aufregung nur Quiektöne rausgekommen.

Also wurde flugs umdisponiert und so ist es zu dieser sehr langen Route gekommen. Länger als 10 Wochen konnte ich leider nicht weg, daher musste mein Programm in Patagonien etwas straffer gespannt werden.

Fernweh und so: Was waren deine absoluten Highlights auf deiner Tour?/Welche Orte haben dich besonders überrascht, positiv und negativ, und warum?

Inka: Ich glaube, generell war der gewonnene Trip in den ersten drei Wochen ein Highlight. Ich hätte mir selbst nie eine Gruppenreise zugetraut und bin eigentlich immer Individual- und meistens sogar Alleinreisende. Die Reise war aber so großartig organisiert von einem noch recht kleinen Fotoreiseanbieter mit Herzblut, dass es riesigen Spaß gemacht hat. Mit der Gruppe hatten wir Glück und der begleitende Fotograf war klasse engagiert, ich habe unheimlich viel übers Fotografieren gelernt, was mich tierisch gefreut hat.

Der Salar de Uyuni war davon ein ganz besonderes Erlebnis. Mir war vorher gar nicht klar, wie fantastisch das Altiplano in Bolivien ist, wie klar die Luft, wie schön die Natur.

Salar de Uyuni

Ein anderes Highlight war natürlich die Antarktis. Ich hatte zwar einiges Pech und es gab so viel Sturm, dass wir fast keine der geplanten Anlandungen machen konnten, aber glücklicherweise ist Hurtigruten da sehr flexibel und überlässt es erfahrenen Expeditionsleuten, spontan andere Stellen anzufahren. Ich konnte also einige Male an Land gehen, sowohl auf den Nebeninseln wie auf der Antarktischen Halbinsel selbst, was ein komisches Gefühl ist. Ich habe gedacht: Weiter weg von zu Hause als jetzt wirst Du nie wieder sein, es sei denn, Du fährst zum Südpol.

Antarktis-LemaireChannel

Feuerland war für mich das dritte Highlight, noch viel interessanter und schöner als erwartet. Gerne hätte ich dort mehr getrekkt, leider war ich aber erkältungsmäßig einigermaßen ausgeknockt und konnte nur Tagestouren unternehmen.

Etwas enttäuschend dagegen war Bariloche in Argentinien. Total gelecktes Touriplätzchen und  Vorgeschmack des reglementierten Tourismus überall in Patagonien. Generell ist das Verhalten in Patagonien eher pinguinmäßig: Auf ausgetretenen Pfaden wird sich dort gruppenweise bewegt. Wenn man abseits der Pfade wandeln möchte und allein mit der Natur sein will, braucht das mehr Zeit, Geld und ein eigenes Fortbewegungsmittel. Leider drei Dinge, die ich nicht besaß. Mein Budget war sehr knapp, ich habe ausschließlich in Hostels gewohnt und hätte mir auch gar kein Auto mieten können.

Ein bisschen schloss sich da auch der Nationalpark Torres del Paine an. Vielerorts als der absolute Trekkerhimmel bezeichnet, würde ich dem nicht wirklich zustimmen. Interessanter wirds, wenn man die ganze Tour durch den Park macht und nicht den üblichen 48-Stunden-Touristentrek. Dann ist es nur ein Bruchteil so voll und man darf auch mal ein bisschen authentischer Campen. Die Natur tröstet natürlich darüber hinweg, aber man muss schon ordentliche Kompromisse eingehen. Wer gerne “richtig” trekkt, sollte sich lieber vorher genauer erkundigen, mehr Zeit mitbringen und unbedingt ein eigenes Fortbewegungsmittel bzw. Geld, um ein Taxi zu bezahlen.

Ach, da fällt mir aber noch ein: Der Perito Moreno-Gletscher – der schönste Gletscher, den ich je gesehen habe! Und ich habe schon einige gesehen. Obwohl das so eine riesige Touristenattraktion mittlerweile ist, dass viele das auslassen sage ich: Hinfahren! Ist ein halber Tagesausflug und wirklich atemberaubend – und einer der wenigen weltweit, der wächst und nicht schrumpft. (Ich bin ein bisschen eisverrückt – hab ich das schon erwähnt?)

Perito Moreno-Gletscher

Und dass ich echt in der Antarktis schwimmen gegangen bin, das find ich heute noch geil. Naja, zugegebenermaßen waren es nur etwa 2 Sekunden, und die zweite auch nur wegen der Schrecksekunde. Aber ich war komplett im Wasser!

Und jetzt muss ich aufhören, die Highlights aufzuzählen, oder? Sonst sitzen wir morgen noch hier…

Fernweh und so: Wie war es, nach der BigTour wieder nach Hause zu kommen? Hat dich die Tour in irgendeiner Weise verändert?

Inka: Eigentlich gar nicht, nicht zu fassen, oder? Das mag am Alter liegen: Mit Ende Dreißig weiß ich anscheinend genauer, wo ich stehe und hingehöre und wer ich bin, das wäre mit 20 ganz sicher völlig anders gewesen. Ich liebe mein Leben zu Hause genauso wie das Reisen. Die Reise war großartig, aber ich habe mich auch sofort wieder zu Hause wohlgefühlt. Fernweh habe ich allerdings trotzdem ständig und habe IMMER einen Plan, wo es als nächstes hingehen soll.

Fernweh und so: Planst du eine weitere Tour dieser Art?

Inka: Hm, wenn ich jetzt “ja” sage, bekommt mein Chef einen Herzinfarkt, also lasse ich das lieber. Ganz konkret sind für dieses Jahr erst mal nur kürzere Reisen geplant, die ich allerdings mindestens genauso spannend finde wie meine BigTour. Ich bin ja zum Beispiel so ein Kamelfan, möchte mal die “Kleine Kulturgeschichte des Kamels” schreiben und habe mir vorgenommen, nun die Kamel-Länder nach und nach abzugrasen. In 4 Wochen gehts zu den Trampeltieren nach Kasachstan, da freu ich mich schon unheimlich drauf. Und wer mich jetzt verrückt nennt, dem sag ich: “Think big but first of all think funny”.

Fernweh und so: Hast du am Schluss noch Tipps für Nachahmer?

Inka: Ja! Hirschtalg mitnehmen und die Füßchen damit einreiben, wenns zum Trekken geht.

Und im Ernst, wer nach Südamerika will: Etwas Spanisch mitbringen. Stand auf meiner ToDo-Liste und habe ich nicht mehr hinbekommen, was anstrengend war und schade, weil man ja einfach viel weniger von Land und Leute mitbekommt, wenn man die Sprache nicht spricht. Je südlicher dann, umso touristischer, da geht es mit Englisch dann ganz gut.

Mehr Zeit nehmen oder keine so große Route machen, wenn es denn geht. Oder zwischendurch doch mal die Ökosau machen und einen Zwischenflug einlegen, und die gewonnenen Tage (einmal saß ich geschlagene 27 Stunden am Stück  im Bus!) lieber am Ort verbringen und das lokale Leben kennenlernen.

Und ansonsten: Einfach machen! Auch wenn nicht alles optimal stimmt, großartig wird es trotzdem, wenn Du mit offenen Augen, Ohren und mit offenem Herzen reist.

Fernweh und so: Liebe Inka, vielen Dank für dieses spannende und ausführliche Interview!

Ich freue mich über das Teilen dieses Beitrags:

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10 Kommentare

  1. Hihi, sehr toll!Die Interviews finde ich sowieso immer total spannend und mit der lieben Inka ist es umso besser. ;-)Liebe GrüßeChristina

  2. Ein tolles Interview. Danke für den Einblick. Inka´s Blog gehört ja eh zu meinen Favourites. Das hier fand ich besonders toll: Das mag am Alter liegen: Mit Ende Dreißig weiß ich anscheinend genauer, wo ich stehe und hingehöre und wer ich bin, das wäre mit 20 ganz sicher völlig anders gewesen. Ich liebe mein Leben zu Hause genauso wie das Reisen. Kann ich sehr gut nachvollziehen. Liebe Grüße, Nadine

    • Danke, danke! Ich musste bei den Antworten auch das ein oder andere Mal schmunzeln. :-)Sonnige GrüßeJessi

  3. Endlich habe ich es auch geschafft das Interview ganz zu lesen. Ich bin auch ein Fan von der Reihe und dies ist wohl sicher das bisher inspirierende Interview <3 Inka ist einfach ne Wucht ;-) Weiter so ihr zwei!Liebste Grüße, Jana

  4. total spannendes interwiew einer unglaublich faszinierenden abenteurerin! danke euch beiden dafür! <3liebe grüßenic

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